Bunny_Munro
Nick Cave schreibt so wie er Musik macht. Laut, rebellisch, surrealistisch und manchmal etwas beängstigend. Dieses Buch hat wirklich das Attribut „abgefahren“ verdient. Die Handlung wäre schnell erzählt – aber Nick Cave versteht es, die Charaktere sehr genau zu zeichnen und aus Situationen, die man in einem Satz beschreiben könnte, ein ganzes Knäuel an Eindrücken, Perspektiven, Assoziationen zu knüpfen. Auf den ersten Seiten denkt man „oh – da legt aber einer in einem Tempo los, was schwer zu halten sein wird“. Aber da täuscht man sich. Obwohl man das ganze Buch über ahnt, wie die Sache ausgeht, bleibt es doch spannend und wird nie ermüdend.
Den Hauptheld Bunny Munro begleitet die gesamte Geschichte sein neunjähriger Sohn. Das hat es für mich besonders intensiv gemacht. Als Vater eines gleichaltrigen Kindes will man eigentlich immer wieder am liebsten eingreifen. Das Leben führt die Lebenden in die unmöglichsten Situationen und es geht immer weiter und auch der Junge schafft sich in dieser Gegenwart ohne Zukunft seine Welt und seine Motivation das vor ihm liegende „zu schaffen“. Das ganze Buch baut darauf auf, gewisse Situationen immer in der Perspektive von Vater UND Sohn zu erzählen.
Ich hoffe, dass Nick Cave es weiter schafft, so gut Musik zu machen wie er schreibt und dass er weiterhin so gut schreibt, wie er Musik macht.