Ein Geburtstagsgeschenk meiner Schwester und eine bleibende Erinnerung.
Polina beginnt 1994 mit neun Jahren Tagebuch zu schreiben. Sie lebt in Grosny und berichtet in den folgenden acht Jahren von den Schrecken der Tschetschenienkriege. Gerade in Zeiten, wo man denkt, dass es das Leben nicht gerade gut mit einem meint – ist dieses Buch eine absolute Empfehlung. Es hat mir manchmal Mühe gemacht, dabei zu bleiben – aber irgendwann packt es einen und ich konnte es nicht mehr loslassen. Man beobachtet sie beim Erwachsen-Werden in unvorstellbaren Verhältnissen – auch die Entwicklung als Schriftstellerin ist frappierend. Am Anfang ist es ein ganz normales Tagebuch – später würzt sie ihre Aufzeichnungen mit berührenden Gedichten und schafft es, den Leser wirklich zu fesseln.
Der Hunger ist allgegenwärtig – sehr oft liest man den Satz – „zu essen gab es heute nichts..“ aber noch schlimmer sind die Freunde, Verwandten und Bekannten die von einem auf den anderen Tag verschwinden. Weil es ihnen gelingt zu flüchten oder weil sie schlichtweg umkommen. Auch Polina wird von Splittern einer Rakete getroffen und muss dann um ihre medizinische Behandlung kämpfen.
Sie überlebt durch einen beeindruckenden Optimismus und durch die Bücher, die sie von ihren Vorfahren geerbt hat und die ihr immer wieder lebenswichtige Nahrung spenden. Entweder weil sie sie verkaufen kann oder aber weil sie ihr schlichtweg das geistige Rüstzeug zum Überleben liefern.
Der Vergleich mit Anne Franks Tagebuch ist unweigerlich – aber es ist vielleicht noch mehr – es ist auf jeden Fall ein Werk eines tollen Menschen. Ich bin gespannt, ob man von der mittlerweile Dreißig-Jährigen weiteres zu lesen bekommt.