Manchmal wird man durch eine Nebensächlichkeit ziemlich auf die falsche Fährte gesetzt. In diesem Falle war es der Name des Autors. Irgendwie hatte ich mir unter Wolfgang Herrndorf ganz andere – verkopfte – Literatur vorgestellt. Im Unterbewusstsein hatte die mediale Präsenz bei mdr-Figaro sowie ein gewisser Dichterfürst meine Neugier auf dieses Buch überdeckt.
Dann aber las ich einen Blog-Beitrag eines geschätzten Freundes und unternahm doch noch einen Versuch – und der war erfolgreich. Tschick hat einen eigenen Sprachstil, überzeugt durch eine abgefahrene Story und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Schade das der Autor bereits viel zu jung verstorben ist – hier wäre noch so viel zu erwarten gewesen.
Es gibt ja noch einen Nachfolger. „Bilder deiner großen Liebe: Ein unvollendeter Roman“ erzählt wohl die Geschichte von Isa – einem Mädchen, welches in Tschick einen Kurzauftritt hat. Kommt demnächst auf die Wunschliste.
Kategorie: 2014 (Seite 1 von 4)
Anfang Dezember war ich im Auftrag von Volkswagen für einen 3-Tages-Workshop bei Seat in Martorell. Neben der beruflichen Herausforderung gab es die Möglichkeit das legendere Camp Nou zu besuchen. Es stand das für den Gruppensieg entscheidende Spiel gegen Paris Saint-Germain an. Wenn dann die Torschützen Lionel Messi, Neymar, Zlatan Ibrahimovic und Luis Suarez heißen dann hat man sich das richtige Spiel ausgesucht. 82.500 Zuschauer – mein Kollege und ich saßen in Block 536 etwa in Höhe der Mittellinie aber doch relativ weit oben. Es genügte jedoch um die Stars auseinander zu halten.
Alles in allem ein schöner Höhepunkt für 4 Tage Barcelona – das nächste Mal möchte ich die Stadt gern bei Tageslicht sehen.
Ein Buch, was einen in die Mitte der 60er Jahre nach Woodstock verschlägt. Man begegnet dem Millieu welches für das Entstehen der Musik verantwortlich war, welche auch mein Leben bis heute geprägt hat. Wenn man diese Zeilen liest, fragt man sich anfangs unweigerlich, ob man nicht etwas verpasst hat, wenn man NICHT gekifft hat. Man begegnet den Leuten von „The Band“ und anderen aus dem Dunstkreis des jungen Dylan – Dylan selbst bleibt wohltuend im Hintergrund – man kann sich aber ganz gut in sein Umfeld von damals hineinfühlen. Was für eine irre und intensive Zeit das damals war.
Stephen Kings Bücher folgen häufig demselben Muster. Zunächst werden langsam die handelnden Personen eingeführt. Gut und Böse ist mehr oder weniger unklar. Gern fügt er am Ende eines Kapitels einen Satz ein, der dem Leser die Beine weghaut – bzw. das Böse einfach kurz aufblitzen lässt. Irgendwann ist es dann soweit – die Geschichte nimmt Fahrt auf – es ist kaum noch möglich, das Buch beiseite zu legen. Es ist schon erstaunlich, wie er das jedes Mal schafft.
Dr. Sleep ist der Nachfolger von Shinning (1977). Dieses Buch habe ich erst vor einem halben Jahr gelesen. Dr. Sleep wird den Erwartungen eines Shinning-Lesers gerecht. Das Buch ist moderner, spielt in der Gegenwart. Stephen King sagt im Nachwort, dass er selbst schon lange wissen wollte, was aus Danny in den letzten Jahren geworden ist. Toll, wenn solche Figuren tatsächlich zum Leben erwecken, sie sich scheinbar vom Autor unabhängig entwickeln. Man sollte Shinning schon gelesen haben, um in den vollen Genuss zu kommen.
Alles in allem ist es ein Buch, welches vom Leser nicht viel erwartet – es ist keine anspruchsvolle Literatur – eigentlich genau das richtige für die Feierabende. Wie immer werden die Ur-Ängste stimuliert – man kann sich als Leser einfach in einer spannenden Geschichte treiben lassen – verloren geht man nie – natürlich weiß man, wie es ausgeht – aber die Wege dahin, sind ab und zu überraschend. Trotzdem ist es nie langweilig. Stephen King legt wie immer ein schönes Tempo hin – es wird nicht das letzte Buch gewesen sein, welches ich von ihm gelesen habe.
Am letzten Wochenende war es soweit. Konrad und ich fieberten schon seit geraumer Zeit auf dieses Wochenende hin. Wir wollten mit dem Fahrrad von Leipzig nach Bautzen fahren. Ob das Wetter hält, ob die Strecke gut geplant war und ob der Papa vielleicht doch die Kräfte seines Sohnes überschätzt hat – das alles waren Fragen, die erst am Ende der Tour beantwortet werden konnten.
Mama verabschiedete uns auf der Straße – der Rucksack war gut gepackt – alle waren wir etwas nervös – Oma wollte vom Balkon aus noch wissen, ob Konrad auch Handschuhe dabei hat.
Um es vorweg zu nehmen – alle Fragen konnten positiv beantwortet werden – außer die nach den Handschuhen. Am Freitag starteten wir also gegen 10:30 bei Nieselregen und 14 Grad und hatten über 80 Kilometer vor der Brust. Kaum hatten wir Leipzig in Richtung Holzhausen verlassen, kehrte Ruhe ein und wir genossen die Nebenstraßen – auch wenn es etwas pieselig war.
In Trebsen genehmigten wir uns ein schönes Mittagessen. In diesem Ort scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Es gab in der örtlichen Gastwirtschaft „Zum Anker“ echte Hausmannskost wie zu sehr frühen Zeiten. Dabei war es gar nicht so gut, dass wir uns hier die Mägen voll schlugen – schließlich folgten die harten Prüfungen noch an diesem Tag. Aber eine Rolle Traubenzucker aus der Trebsener Apotheke baute Konrad wieder auf.
Danach ging es jedoch richtig los. Kurz hinter Trebsen führte uns das von Google gespeiste Navi in einen großen Wald. Es war matschig und es ging mindestens 10km den Berg hinauf. Als wir den Wald verließen waren wir in Colm und fuhren an einem großen Sendemast vorbei. Von nun an werden wir den Colmer Berg von der Autobahn aus mit anderen Augen sehen. Hinter Colm folgte Obercolm aber dann wurden wir mit einer 5km langen Abfahrt hinunter nach Oschatz belohnt. Hier im Wald war die einzig wirklich kritische Situation – aber Konrad hat sich wunderbar durchgekämpft. Die Abfahrt hat neue Kräfte freigesetzt und so rollten wir locker bis Riesa. Die Pension hier war klein aber okay. Wir spazierten noch etwas durch die Fußgänger-Promenade und entschieden uns am Ende für ein italienisch-indisches Restaurant, was Konrad gleich zu Beginn im Auge hatte. Es schmeckte vorzüglich und wir genossen die Zeit für Gespräche zwischen Vater und Sohn – irgendwie ahnten wir, dass es in den nächsten zwei Tagen noch viel besser werden sollte.
Und so kam es. Am zweiten Tag gab es Genussradeln an der Elbe entlang. Die Sonne schien – es gab Wind von hinten – wir legten sehr schnell alle überflüssigen Sachen ab und genossen den Elberadweg. In Dresden übernachteten wir in Blasewitz bei meinem Radkumpel Hendrik. Wir waren recht zeitig da und Hendrik wollte auch gern ne Runde drehen – Konrad war sowieso an diesem Tag noch nicht ausgelastet. Hendriks jüngste Tochter freute sich über einen gleichaltrigen Spielkameraden – also radelten wir noch etwas den Elberadweg entlang und kehrten zum wiederholten Mal zum Eisessen an diesem Tage ein. Mama war auch schon in Dresden und war stolz auf ihre beiden Männer!
Am Sonntag schließlich ging es nach Bautzen. Dieser Tag war mehr als sonnig – gleißendes Licht führte uns die Berge hinauf und hinunter. Die Grundstraße, ausgehend vom Elbufer in Dresden, bis hinauf nach Weißig war eine erste Prüfung für Konrad, aber er bestand sie, ohne abzusteigen. Danach ging es weiter nach dem Motto „auf und nieder immer wieder“ – in Bischofswerda gab es ein sportliches Eis und wir säuberten unsere Räder an der örtlichen Tankstelle. Somit kamen wie in Bautzen mit sauberen Rädern an – das Begrüßungskommitee war gut organisiert. Zwei Omas, ein Opa, die Mama und der kleine Bruder bereiteten uns einen ganz tollen Empfang mit selbst gebastelten Ziel-Schildern. Ein Reporter vom Fernsehen war da – man fühlte sich wie auf der Avenue des Champs-Élysées.
Konrad bekam als Tagessieger einen Pokal für 204 erfolgreiche Kilometer und Papa war glücklich, denn es wird nicht unsere letzte Mehrtages-Tour sein – vielleicht geht es nächstes Jahr zu unseren Verwandten in die Altmark. Konrad wollte schon mal wissen, wie weit es bis Paris ist 🙂
Nehmen wir es vorweg. Ich habe die letzten Jahre sowohl Bob Dylan als auch Neil Young sehr oft live gesehen und dabei viele sehr schöne Abende erlebt. Leider geht in letzter Zeit die Schere bei den beiden Meistern etwas auseinander. Dylan spielte am 03.07.2014 in Zwickau und wirkt leider von Jahr zu Jahr immer klappriger.
Neil Young war am 26.07.2014 in Dresden an den Elbwiesen und er machte einen absolut fitten und vitalen Eindruck.
Klar, Dylan ist schon 73, Young „nur“ 68 – aber trotzdem wirkte Bob, der eine Meister, ein wenig überspielt. Die Hand macht Sorgen – es reicht nicht mehr zum Gitarre spielen. Was mich aber am meisten stört ist, dass er alle seine Songs nach dem gleichen Schema darbietet. Er scheint sich nicht um die geheimen Wünsche des treuen Publikums zu scheren – er zieht eben sein Ding durch.
Ganz anders bei Neil Young. Er spielt am Ufer der Elbe und hat extra für diesen Abend als Opener „Down by the River“ ausgewählt und jamt und rockt diesen Titel knappe 30(!) Minuten. Er bietet in diesem Stück alles was man als Fan so mag. Keiner verzerrt die Gitarre so gekonnt wie Neil Young. Es geht ein wahres Gewitter über das Publikum nieder. Das Soll für so ein Konzert ist bereits nach dem ersten Titel erfüllt – aber wir bleiben natürlich bis zum Ende. Zumal wir zu diesem Zeitpunkt schon drei Stunden in den Knochen haben, um vorn in der Mitte stehen zu können.
Als zweites spielt Neil Young den für mich perfekten Opener Powderfinger. So ging es schon letztes Jahr in Berlin (Waldbühne) los. Dieser Song elektrisiert ab dem ersten Akkord. Andere heben sich sowas für die Zugabe auf. Neil Young könnte den ganzen Abend solche Kracher spielen.
Wegen des langen ersten Songs wird wahrscheinlich der akustische Teil des Konzerts etwas gekürzt. Es gibt „nur“ Blowing in the wind und Heart of Gold. Aber auch hier zeigen sich wieder die Unterschiede zum anderen alten Meister. Während Bob „sein“ Blowing in the Wind in exakt dem selben Stil wie die restlichen Songs spielt (also verfremdet auf 20er/30er Jahre Art) entwickelt Young den Song tatsächlich weiter. Wenn ein knapp 70 Jahre alter Mann Blowing in the Wind und Heart of Gold singt, kann das durchaus etwas albern wirken – nicht so bei Neil Young. Ihm nimmt man diese Songs ab – er spielt sie mit Einsatz und Überzeugung.
Er hat ein Thema, welches den gesamten Abend durchzieht. Am Eingang bekommt jeder Gast ein schwarzes T-Shirt. Bei den Männern steht „Earth“ drauf – bei den Frauen „protect“ – Young preist das T-Shirt während des Konzerts als „Geschenk“ – als Gegenleistung erwartet er, dass jeder „seinen Teil beiträgt“ – er redet mit dem Publikum und hat sichtlich Spaß – besonders bei den langen Jams. Er hat auch deutlich abgenommen und wirkt so, als ob wir noch lange nicht sein letztes Konzert erlebt haben. Dylan redet kaum drei Worte und macht eher einen griesgrämigen Eindruck – ich glaube er braucht mal eine Pause. Trotzdem werden wir wohl auch das nächste Mal wieder hingehen – er ist halt DIE Legende. Leider versteht man seine Texte wenig. Höhepunkt in Zwickau war für mich ein Bob-Dylan-Double, der vor der Stadthalle stand und noch eine Stunde nach Ende des Konzerts, den klassischen Dylan vor einem wachsenden Publikum gab – da merkte man, wie ausgehungert das Publikum nach dem Dylan der 60er und 70er Jahre war.
Neil Young stattdessen hat sich offensichtlich genau überlegt, was hier in Dresden zieht. Songs von der Mirror Ball CD waren genau so dabei, wie der Soundtrack zur politischen Wende im Osten Rocking in a free world.
Auf der Albertbrücke standen Dutzende Menschen und verfolgten das Konzert aus mindestens 300m Entfernung. Neil Young hatte auch für diese Fans einen Gruß und ein paar Worte. Das Areal war mit ca. 12.000 Plätzen etwas klein – wir hatten um die 30 Grad – aber die Dresdner Silhouette ist schon stark für so einen Abend. Ich war froh, dass Dylan in Zwickau und Young in Dresden gespielt hat. Ich drücke Bob die Daumen, dass ich auch noch einmal so euphorisch über ihn schreiben kann, wie ich es nach seinem Konzert in Cottbus oder vor Jahren auf der Peißnitz-Insel in Halle, oder unvergessen in Glauchau oder das letzte Mal in der Jungen Garde getan hätte. Und ich hoffe, dass Neil Young auch nächstes Jahr in der 500 Meilen Zone auftaucht.
Hier noch die Setlist vom Abend in Dresden:
01. Down By The River
02. Powderfinger
03. Standing In The Light Of Love
04. Days That Used To Be
05. Living With War
06. Love To Burn
07. Name Of Love
08. Blowin‘ In The Wind
09. Heart Of Gold
10. Barstool Blues
11. Psychedelic Pill
12. Rockin‘ In The Free World
13. Who’s Gonna Stand Up And Save The World
Nun ist es genau ein halbes Jahr her, als mein letztes Projekt als externer Berater endete. Ich schrieb darüber hier. Nun ist es Zeit, die damaligen Gedanken noch einmal Revue passieren zu lassen und Bilanz zu ziehen. Ich hatte mir ja einige Dinge vorgenommen – hier die wichtigsten:
Getamedia-Projekte vorantreiben
Das habe ich sehr intensiv in den letzten Monaten getan. Ich hatte mit fast allen alten Kunden Kontakt – das eine oder andere neue Feature wurde gebaut. Hinsichtlich Neukunden war ich ebenfalls unterwegs. Hier baggerte ich längere Zeit bei einem Startup aus Köln, wo es um die Implementierung eines Bewerbermanagementsystems ging. Letztlich belegte ich da einen hervorragenden zweiten Platz – was mir aber am Ende auch nichts nutzte…
Sherpano
An Sherpano arbeitete ich Anfang des Jahres sehr intensiv. Auf der ITB in Berlin sprachen wir mit Vertretern aus über 20 Ländern über eine mögliche Kooperation. Am Ende entschied ich jedoch, aus dem Projekt auszusteigen. Das Chance-Risiko-Verhältnis erschien mir persönlich zu ungünstig – mal sehen was draus wird. Die beiden anderen Kollegen arbeiten noch weiter dran (wenn auch nur sporadisch).
Sport & Freunde
Den 10km Lauf beim Leipzig Marathon konnte ich zwar nicht antreten, da mein Knie in dieser Zeit rummuckerte. Aber ich nutzte die letzten Monate intensiv zum Laufen und Radfahrn. Das Ziel wurde hier auf jeden Fall erreicht. Freundschaften wurden ebenfalls wieder intensiver gepflegt. Überhaupt war ich beim Netzwerken ziemlich aktiv. Ein Studienjahrestreffen sowie ein Wiedersehen von über 40 meiner ehemaligen ESD/MeTech/Brokat/Encorus-Kollegen war ebenfalls interessant.
Reisen
Auch hier habe ich die Zeit genutzt. La Palma war ein Höhepunkt. Aber auch der Start der Friedensfahrt, Wanderungen in der Sächsischen Schweiz oder ein paar Tage auf Usedom passten im letzten halben Jahr sehr gut zur gegenwärtigen Situation.
Englisch
Auch in diesem Bereich habe ich die Zeit gut genutzt. Einmal die Woche ging es zum Kurs mit Nathanial. Diese Stunden haben mir sehr viel Spaß gemacht. Endlich hatte ich mal Zeit, mich mit bestimmten grammatikalischen Strukturen intensiv zu beschäftigen und vor allem zu reden und kleine dumme angewöhnte Fehler auszumerzen. Ich habe das Gefühl, das dies eine der sinnvollsten Investitionen in die Zukunft ist. Dies scheint sich in den ersten Tagen meines neuen Projektes auch zu bewahrheiten.
Strategie-Suche & Business
Tja – viel Zeit verbrachte ich mit Überlegungen, wie es nun beruflich weitergehen soll. Eine Zeit lang war ich auf der Suche nach einer Festanstellung, um sicherzustellen, dass ich morgens und abends zu Hause bin. Bei Arvato gab es mal eine interessante Stelle als IT-Service-Manager in Bayreuth mit hohem Homeoffice-Anteil. Fachlich passte das wunderbar, aber am Ende konnten wir uns doch nicht auf eine Zusammenarbeit einigen. In Leipzig selber wurde ich nicht fündig. Die Auswahl an passenden Stellen ist doch sehr überschaubar. Wenn man dann ins Gespräch kommt, scheitert es fast immer am Geld. Oder man gerät an Unister 🙁
Also schwenkte ich nach einer gewissen Zeit wieder in Richtung Getamedia. Hier haben die letzten drei Jahre natürlich auch gewisse Spuren hinterlassen. Wir sind eigentlich nur noch zu zweit. Es muss ein Thema definiert und dazu ein Vertrieb aufgebaut werden. Mobile Business ist in Diskussion. Da gibt es möglicherweise eine neue Zusammenarbeit mit einem Kollegen aus früherer Zeit.
Die Börsen für Freelancerprojekte verlor ich die ganze Zeit nicht aus den Augen. Ich bewarb mich bei ca. 50 Projekten. Nicht immer bekam ich eine Antwort, manchmal war die Kommunikation nach der Eingangsbestätigung erledigt. Es gab aber auch immer wieder spannende Kontakte ins Lager der Headhunter. Auch da gibt es einige, die sich nur oberflächlich mit so einer Vermittlungsaufgabe beschäftigen und andere die sich richtig Mühe geben, einen Weg zu finden. Letztlich ist es entscheidend, welches Verhältnis der Vermittler zum Auftraggeber hat – und genau dieses Verhältnis kann man als Freelancer nicht einschätzen.
Irgendwann kam ich in den VW Dunstkreis. Meine ersten Kontakte verliefen im Sande, da ich noch keine Automotive-Erfahrung vorweisen kann. Aber irgendwann war mal ein Vermittler da, der sich intensiv mit meinem Profil beschäftigt hat und sich Mühe gegeben hat, bei der Suche nach einem Weg. Und nun arbeite ich also in Wolfsburg an einem absolut spannenden Thema rund ums Thema „Internet im Fahrzeug“. Als erstes wurde sehr großen Wert auf gewisse Geheimhaltungsvereinbarungen gelegt. Deshalb kann ich hier auch nicht deutlicher werden. Das Team, welches ich da verstärken darf treibt Themen, die den gesamten VW-Konzern und alle dort zusammengeschlossenen Marken betreffen. Und ich soll in einem bestimmten Bereich Kompetenz aufbauen, die bisher nur bei einer Drittfirma vertreten war. Hört sich also nach einem längerfristigen Thema an. Nun warten wir mal ab. Natürlich muss ich nun den Spagat zwischen Beruf in der Ferne und Familienleben hinbekommen. Die Unterstützung zu Hause habe ich – und Wolfsburg ist auch nur halb so weit wie Würzburg. In knapp zwei Stunden kann ich die Entfernung zurücklegen. Dafür bin ich Mitglied bei teilauto.net geworden. Somit steht unser Auto der Familie zur Verfügung. Die Kosten sind direkt durch den Projekteinsatz gedeckt. Die Anschaffung eines zweiten eigenen Fahrzeuges wäre hingegen deutlich zu teuer und zu schade gewesen, um es auf der Autobahn „runterzuschroten“.
Alles in allem liegen nun spannende Zeiten vor mir. Das permanente Beschäftigen mit der Selbstvermarktung macht mit der Zeit mürbe und ist auf Dauer sehr unbefriedigend. Nun darf ich wieder inhaltlich arbeiten und freue mich auf dieses spannende neue Projekt was auf den ersten Blick mein Projekt bei E.ON klar in den Schatten stellt.
Vom 28.-31. Mai starteten Hendrik, Haiko (Trainer) und ich das Projekt „Friedensfahrt“. Frei nach dem Vorbild des berühmtesten Radrennens im früheren Osten sollte es von Berlin über Warschau nach Prag gehen.
Da wir es dieses Jahr etwas ruhiger angehen lassen wollten, führte uns der Prolog von Dresden über Berlin nach Slubice (das liegt auf der anderen Fluss-Seite von Frankfurt/Oder).
Start war also bei regnerischem Wetter an der Frauenkirche zu Dresden.
Am ersten Tag ging es bei strömendem Regen über 96km bis kurz vor Senftenberg. Wir übernachteten im Landhotel und Steakhaus in Tätzschwitz. Unser größtes Problem waren sicher die völlig durchnässten Sachen. Außerdem hatte ich mir unterwegs noch eine Glasscherbe eingefahren. Da die Mechaniker bei der Reparatur vergaßen, den Glassplitter aus dem Mantel zu entfernen, war kurze Zeit später der zweite Schlauch auch perforiert. Man lernt halt nie aus…
Erfreulicherweise erklärte sich die Mutter der Herbergs-Chefin bereit, unsere Sachen durch den Trockner ihrer Wäscherei zu schieben. Nur die Schuhe wollte sie nicht behandeln. Zunächst wollte sie uns einreden, dass sie im Trockner einlaufen, dann berief sie sich darauf, dass sie zu sehr klappern würden – nun gut – musste halt Zeitungspapier über Nacht die Arbeit des Trockners erledigen – und bevor noch jemand fragt: jaaaa – wir hatten Überschuhe an und trotzdem war alles nass.
Der zweite Tag war der diesjährige Himmelfahrtstag und es sollte durch den Spreewald gehen. Morgens war es richtig frisch (7,8 Grad). Und es wurde auch nicht wirklich warm heute – knapp 11 Grad betrug die Höchsttemperatur. Aber wenigstens war es trocken und es gab auch nicht zu viel betrunkenes Pack auf den Straßen. Wir radelten knapp 130km über Lübbenau, Lübben, Schlepzig, vorbei am monströsen Tropical Island, hindurch durch manche Schlammkuhle, vorbei an etlichen langen Radlerschlangen bis hin zum Reiterhof Eichenhof in Löpten. Die heiße Dusche abends war ein Höhepunkt, obwohl man den Eindruck hatte, dass das heiße Wasser unten kalt ankam – die Oberschenkel waren schließlich leicht angefroren. Aber wir fanden einen tollen Platz fürs Abendessen in der Mittelmühle Teupitz.
Das Schnitzel mit Spargel erfreute auch unseren Trainer:
Danach dachten wir kurz drüber nach, das Fortbewegungsmittel zu wechseln:
Am nächsten Tag erreichten wir nach schwieriger Navigation durch Berlin das Brandenburger Tor – nun geht die Friedensfahrt eigentlich erst so richtig los.
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Wir übernachteten wieder in Löpten – zurück ging es mit der S-Bahn und des Trainers Fahrzeug.
Am vierten Tag wurden wir für das schlechte Wetter an den ersten beiden Tagen voll entschädigt. Wir drückten die 100km bis Frankfurt/Oder einfach durch. Kurz nach drei waren wir schon in der trostlosen Grenzstadt angekommen. 1945 war es lange nicht klar, ob ganz Frankfurt polnisch wird. Es sieht bis heute so aus, als ob die Leute dem Potsdamer Abkommen immer noch nicht ganz trauen. In Slubice auf der anderen Seite der Oder scheinen alle Menschen im Umkreis von 100km ihre Zigaretten zu kaufen bzw. die täglichen Dinge des Lebens zu erwerben. Slubice war früher eine Vorstadt von Frankfurt mit wenigen Einwohnern. Heute leben hier ca. 16.000 Menschen und haben sich voll und ganz den Dienstleistungen für Deutsche verschrieben. Wir aßen Bigos und Grützwurst und tranken zum Abschluss Wodka – ganz wie Sportler eben 🙂
Nächstes Jahr starten wir hier – es gibt bereits jetzt eine gewisse Vorfreude auf dieses Ereignis.