Als ich heute morgen erwachte tröpfelte Nieselregen an mein Fenster. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass die Wolken recht dick und hartnäckig sind. Also fasste ich den Plan, die Insel so lange mit dem Auto zu umrunden, bis ich ein wenig Sonne gefunden habe. Nach einer knappen halben Stunde stand der Wegweiser zum Roque de los Muchachos am Straßenrand. Kurz kombiniert – schon war die Sache klar. Falls es heute irgendwo Sonne gibt, dann oben in den Bergen. Der Roque de los Muchachos ist mit 2426m der höchste Berg der Insel.
Die Straße nach oben erfordert Schwindelfreiheit bereits beim Fahren. Am Anfang wird dem geneigten Fahrer schon etwas Angst gemacht: 48km lang ist die Bergstraße (bis zum Gipfel ca. 15) – bis zu 15% Steigung sind zu erwarten und mit Schnee ist auch zu rechnen. Schnee gab es zwar nicht, dafür versperrt auf einem späteren Abschnitt ein riesiger Felsbrocken die Weiterfahrt – das Teil muss eben erst herunter gekommen sein – glücklicherweise musste ich da nicht lang – aber Leute, die ich unterwegs traf, erzählten davon.
Als ich in Gipfelnähe war, traf ich auf eine Engländerin (Sheils Crosby), die seit über 23 Jahren hier im Observatorium arbeitet. Sie lud mich ein, an einer Führung durch das Gran Teleskopio Canarias teilzunehmen. Genau wegen der spontanen Dinge bin ich hier. Insgesamt stehen hier auf dem Berg 16 Teleskope, die durch 21 europäische Länder betrieben werden.Observatorien auf Roque de Los Muchachos
Hier ein Foto aus dem Innern des Gran Teleskopio Canarias:
Gran Teleskopio Canarias
Das Wetter war hier oben prächtig – also holte ich meinen Wanderführer heraus – ich musste nicht lange überlegen – denn Tour #50 gehört zu den schriftlich empfohlenen. Hier die „Los Muchachos“ – genau auf dem Gipfel:Los Muchachos
und aus der Nähe sehen sie so aus:
Los Muchachos
Aber noch viel eindrucksvoller sind die Stellen, an denen man in die Caldera wie aus der Vogelperspektive hineinschauen kann.
Blick in die Caldera
– die Wolken wabern von unten nach oben und mit ca. 5 Grad war es auch recht frisch – die 500 Höhenmeter aus Route #50 sorgten jedoch dafür, dass es nicht wirklich kalt wurde. Interessant die Menschen, die man unterwegs trifft. Zwei Deutsche jenseits der 60 waren sehr gesprächig. Sie hat vor wenigen Jahren Deutschland von Flensburg nach Konstanz zu Fuß durchquert und zeigte Verständnis als ich ihr berichte, wie sehr ich die Stille auf den Wanderungen genieße. „Die Stille sorgt dafür, dass man darüber nachdenkt, was wirklich wichtig ist.“ So ihre Worte 🙂 Caldera
Nach der Rückfahrt nach Puntagorda gönnte ich mir ein Steack de la Jardin de Naranjos (so heisst das Restaurant meiner Vermieterin) drei Bier und etwas Konversation mit Señora Dacil – sie spricht so ein einfaches Spanisch, dass ich sie mal fragen muss, ob sie vielleicht eine andere Muttersprache hat.