Der erste Tag hier war ein Start nach Maß. Mehrfach spürte ich, wie sich meine Brust weitete und ich die Stille genießen konnte. Zum Warm-Werden hatte ich mir Tour 28 aus dem „Rother Wanderführer“ herausgesucht: „Von Puntagorda auf den Tricias“ Höhenunterschied: Gut 900m – Traumrunde durch Mandelhaine und Kiefernwälder – mit Gipfelglück – so der vielversprechende Untertitel der Tour. Und es wurden alle Versprechungen eingehalten!
Los ging es mit einem grandiosen Cafe americano in einer Bar in Puntagorda für 75ct. In den hiesigen Bars sitzen die Palmeros und zelebrieren ihre gemütliche Lebensart. Auf dem örtlichen Fußballplatz (sehr modern ausgestattet) begann ein Fußballturnier für Kinder – ich mischte mich unter die Zuschauer – aber ein neuer Xavi war nicht dabei. Also startete ich meine Wanderung.
Zunächst hingen dichte Wolken über den Bergen:
Kirche in Las Tricias
Es ging immer wieder durch atemberaubendes Schluchten – ein wenig musste ich an Südamerika denken. Alte Caminos wechselten sich mit steilen Pflasterstraßen ab. Es begann zu nieseln – aber kalt wurde es nicht. Obwohl das Thermometer nur ca. 11-13 Grad zeigte, frohr ich nicht ein einziges Mal. Die erste wirkliche Belohnung gab es dann auf dem Gipfel „Tricias“ (1209m) – buchstäblich genau zu der Zeit, wo ich den Gipfel erreichte, verschwanden die Wolken und ein strahlend blauer Himmel tauchte alles in leuchtende Farben.
La Palma - auf dem Tricias in 1209m
Sobald die Sonne draußen ist, wird es hier auch recht schnell warm – und man hat tolle Blicke auf eine grandiose Landschaft – alles ist sehr grün – diverse auffällig andersartige Fauna flattert herum – man kommt an vielen sehr alten und oft auch verlassenen Häuschen vorbei. Den ganzen Tag habe ich nur eine Handvoll Leute getroffen. Hier gibt es keinen Massentourismus – alles ist naturbelassen und durchaus etwas rauh. Die Katzen haben hier alles was sie brauchen:
Katze bei Puntagorda - La Palma
Hunde verteidigen mehr oder weniger motiviert ihr Revier. Alles ist sehr gemütlich und für Genusswanderer wie mich optimal. Mittags gab es eine tolle Nudelsuppe in Briestas – die Leute freuen sich, wenn man spanisch kommuniziert und ich wundere mich, welche Worte mir plötzlich wieder einfallen.
Man passiert Vulkansteinbrüche:
Vulkansteinbruch
Als ich wieder in Puntagorda war, musste ich den Mercadillo besuchen – den inselweit bekannten ökologischen Wochenmarkt für landwirtschaftliche Produkte. Die Gegend wo ich hier wohne ist von Aussteigern bevölkert. Viele Deutsche sind unter ihnen. So gibt es deutsche Bäckereien, Käsereien und vieles mehr. Mir hat es der Ziegenkäse angetan – dazu Butter und frisches Vollkornbrot – da brauche ich kein Restaurant – perfektes Abendbrot, ergänzt mit Vino tinto. Ein Stand war besonders auffällig. Vor langer Zeit, war Zuckerrohr der Haupterwerb der Palmeros – Heute aber wird Zuckerrohr in anderen Teilen der Welt viel günstiger produziert. Eine Deutsche jedoch und ihr palmerischer Mann haben eine Zuckerrohr-Plantage unweit von Puntagorda und machen auf dem Mercandillo ein super Geschäft:
Zuckerrohr-Saft
Es gibt für den Saft nur ein passendes Wort: „delicioso“. Auch als Mojito! An dem Stand musste man anstehen – ich glaube die beiden müssen nur auf dem Wochenmarkt verkaufen (So/So) und können locker davon leben.