Es ist Montag, der 14. April. Der Wetterbericht sagt schauriges Wetter voraus. Regen und Graupelschauer – im Bergland ab 600m Schneefall. Eigentlich kein Tag, an dem man sich in die raue Natur träumt. Der Termin heute ist schon einige Monate geplant. Früh morgens kurz nach sieben besteigen wir das altersschwache Gefährt, dass uns in die Sächsische Schweiz bringen soll. Der Rückwärtsgang geht nicht mehr – macht nichts – wir wollen sowieso nur vorwärts. Ab und zu piept es unmotiviert im Cockpit – der Auspuff ertönt in leicht unnatürlicher Tonlage. Ich kann mich nicht festlegen, ob es Dur oder Moll ist. Den Chauffeur beunruhigt das alles nicht, er kennt seinen 288.000 Kilometer alten Boliden, ist sozusagen mit ihm gealtert und befindet sich ja schließlich nun auch im besten Alter. Bald höre ich die seltsamen Geräusche nicht mehr, denn in der Beschallungsanlage liegt eine Scheibe die noch deutlich älter ist als unser fahrbarer Untersatz. Blonde on Blonde – vor 48 Jahren veröffentlicht. Und schon stellt sich ein erwartungsfrohes Gefühl für diesen Montag ein.
Wir landen kurz nach halb zehn in Schmilka. Auf dem Parkplatz bekommen wir ohne Probleme eine Lücke, die auch ohne Rückwärtsgang benutzbar ist. Leicht irritiert schaue ich, als der mitwandernde Chauffeur einen Schirm herausholt. Eine Studie hat angeblich bewiesen, dass die ganze Outdoorkleidung nichts taugt. Am sichersten gegen Regen hat sich in umfangreichen Tests immer noch der Regenschirm erwiesen. Nun gut, denke ich, hat die Regenschirmlobby also ganze Arbeit geleistet.
Es sollte ein toller Tag werden. Zum Auftakt geht es in die Schmilkaer Mühlenbäckerei.

Mühlenbäckerei in Schmilka

Mühlenbäckerei in Schmilka


Eine Tafel wirbt mit „wagenradgroßen Kuchen“ und „belebtem Backwasser“. Ersteres probieren wir. Letzteres muss wohl durch die tschechische Bäckereifachkraft fehlerhaft übersetzt worden sein. Mir ist zumindest keine passende Rückübersetzung ins tschechische eingefallen. Dann geht es den Berg hoch. Oben auf den Schrammsteinen ist das Anschwitzen beendet – von meiner Stirn perlen dicke Tropfen. Schöne Aussicht wie immer, ein paar Schöööler stören die friedliche Ruhe, aber ich habe hier schon Schlimmeres erlebt. Dann geht es den Gratweg entlang zu meiner liebsten Aussicht.
Lieblingsaussicht

Lieblingsaussicht


Uns treibt es bald weiter in Richtung Carolafelsen – unterwegs bewundern wir den einen oder anderen besonderen Felsen.
Kavenstmann

Kavenstmann


Und wir entdeckten eine Jagdhütte vom alten August wo stolz darüber berichtet wird, dass der große Fürst von hier aus einen kapitalen Hirsch gemordet hat. Ob das Tier dazu festgebunden wurde, ist nicht überliefert. Aber es wundert uns schon, was in dieser Gegend so alles als Heldentat durchgeht.
Augusts Jagdhütte

Augusts Jagdhütte


Danach genießen wir ein paar Hagelschauer im Zauberwald.
Gespensterwald

Gespensterwald


Gegen Nachmittag kehren wir ausgehungert im Zeughaus ein. Als gut erzogene Ossis essen wir alles auf, was man uns serviert. Ich büße das in der darauffolgenden Stunde auf dem Goldsteig, der uns gefühlte 2000 Höhenmeter in den Himmel führt. Das Lächeln des austrainierten Mitwanderers spricht Bände…
Montagsglücklicher

Montagsglücklicher


Am Ende der Tour werde ich noch in ein ganz besonderes Geheimnis eingeführt. Mir wird verboten hier darüber zu schreiben. Ich kann mich deshalb nur in Andeutungen ergehen. Ich erlebe das lauschigste Plätzchen oberhalb der Elbe. Hier hat man freien Blick zum westlichen Horizont und kann somit einen totsicheren Sonnenuntergang erleben. Der Pfad dorthin ist nur wenigen Menschen bekannt – und nur trittsicheren und mutigen Menschen empfohlen. Falls jemand mehr wissen will, so lass ich mich gern auf eine Tour dahin einladen.
Bergglück

Bergglück